MIMUSE Plakat 1981

1981 spielten:

  • Volkhard App Lesung eigener Texte
  • Ape, Beck & Brinkmann Songgruppe
  • Nemos Red Noses Company Clownstheater
  • Pampelacke Kinderzirkus
  • Pigeon Drop Amsterdamer Foolsgruppe
  • Plöp Improvisationstheater
  • Mathias Richling Kabarett (Bild rechts unten)
  • Ulrich Roski Liedermacher
  • Syphon & David Shiner Improvisationstheater/Pantomime
  • Sabine & Ernst Schröder Lieder
  • Enrico Zamponelli Comedyzauberer

 

 

Klaus Raap, Langenhagener Echo vom 25.6.1981

Ovationen für rote Nasen

Ein „Mimuse"-Rückblick

Am Wochenende fand zum ersten Mal in Langenhagen unter dem Motto Mimuse '81 ein Festival für Pantomime, Kabarett, Kleinkunst und alternatives Theater statt. Die durchweg positive Reaktion des Publikums sollte die Stadt Langenhagen ermuntern, Veranstaltungen dieser Art auch weiterhin zu planen.

In drei Hauptveranstaltungen und bei einem Kindertheater wurde ein breites Spektrum der heutigen Kleinkunst und Theaterszene aufgezeigt. Dazwischen gab es verschiedene Workshops, bei denen sich zahlreiche Besucher mit den Stilmitteln und Ausdrucksmöglichkeiten dieses Genres vertraut machten.
Den vielumjubelten Schlußpunkt setzte dann die international renommierte Gruppe Pigeon Drop. Die Amsterdamer boten eine furiose Mischung von Comedy, Slapstick und Pantomime, welche musikalisch durch Klavier und Schlagzeug unterstützt wurde. Bewundernswert ihre Fähigkeit, das Publikum in das Geschehen mit einzubeziehen, ja zum Hauptakteur zu machen. Einen Dirigenten, der die Besucher allein durch seine pantomimischen Fähigkeiten zu seinem dreistimmig agierenden Chor macht, hatte man bis dahin in Langenhagen jedenfalls noch nicht erlebt.

Mathias RichlingAls Meister der Sprache zeigte sich Mathias Richling. Seine ausgefeilten, in Gestik und Tonfall absolut treffenden Imitationen und Parodien bekannter Politiker und Künstler forderten zwar ständige Aufmerksamkeit, waren aber ein intellektueller Spaß und Glanzpunkt des Festivalprogramms.

Während sich der Stuttgarter auch bei der typisierenden und parodierenden Darstellung seiner schwäbischen Landsleute als Meister des traditionellen Kabaretts vorstellte, vertraten die Gruppen Plöp und Syphon mit David Shiner eher die Avantgarde der Theaterszene. Da werden Abläufe aus dem Alltag aufgegriffen, Begrüßungsrituale und Büroszenen zu Collagen verarbeitet, die sich improvisatorisch ineinander verschieben und schließlich auf das reduziert werden, was sie sind, nämlich gesellschaftliche Floskeln.

Absolute Publikumslieblinge waren Nemos Red Noses Company. Mit sparsamsten Mitteln  ein Stuhl, zwei Hanteln  aber mit umso mehr pantomimischer Ausdruckskraft, wurde die Geschichte zweier Personen erzählt. Ihre zufällige Begegnung, Ablehnung und Zuneigung, Miteinander und Gegeneinander mit den daraus folgenden, teilweise sehr handgreiflichen Auseinandersetzungen, all das führte schließlich zu einer „Red Noses Love Story". So der Titel dieser bezaubernden und zunächst sehr dezent dargestellten Geschichte. Das Finale steigerte sich dann zu einer Operettenhochzeit, wobei sich die beiden Künstler vom Band synchronisieren ließen, und mündete schließlich in ein äußerst verrocktes und viel umjubeltes Ende. Ein Programmpunkt, für den es keine Altersgrenzen gab, der von jungen und älteren Besuchern gleichermaßen begeistert gefeiert wurde.

Erwähnen sollte man noch Enrico Zamponelli, alias Jürgen Zirner. Der sehr lockere Auftritt dieses perfekten Zauberkünstlers wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und setzte dem Programm einen weiteren Farbtupfer auf.

Insgesamt stellte sich Mimuse '81 als ein gelungenes, informatives Festival mit sehr familiärer Atmosphäre dar. Allerdings hätte man dem Programm doch etwas mehr Publikumszuspruch gegönnt. Darum sollte sich der Veranstalter Gedanken darüber machen, wie man das Interesse des jungen und auch des älteren Langenhagener Publikum für diese Veranstaltung gewinnen könnte.